Hausbesetzung in Magdeburg: Verhandlungen laufen
Seit Samstag ist die Villa auf dem ehemaligen Poliklinik-Gelände in Magdeburg Buckau besetzt. Die BesetzerInnen wollen dort ein Libertäres Zentrum schaffen, in welchem vielfältige politische und kulturelle Projekte Platz finden sollen.
Bisher duldete die Polizei die Besetzung aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse. Seit Montag steht das Presseteam der Kampagne „Für ein libertäres Zentrum in Magdeburg“ in Verhandlungen mit dem Eigentümer des Industriegeländes, der Mitteldeutschen Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft mbH. Die MDSE gehört zu 100% dem Land Sachsen-Anhalt und ist dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt zugeordnet. Die Geschäftsführung erklärte, dass der Callcenter- und IT-Betrieb Regiocom eine Kaufoption auf das Gelände hat. Diese Aussage ist bisher nicht bestätigt. Die Geschäftsführung der MDSE stellte bereits Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs, gab jedoch an, diesen im Fall der sofortigen Beendigung der Besetzung zurückzuziehen.
Die BesetzerInnen erkärten, jede Eskalation der Situation vermeiden zu wollen. Sie halten jedoch an ihrer Forderung nach einem Libertären Zentrum fest und werden die Besetzung nicht aufgeben, bis konkrete Verhandlungen oder die Zusage zu einem Ersatzobjekt gegeben sind.
Author: liz
Soli-Sampler zum freien Download
Da eine Öffentlichkeitsarbeit vor allem mit heutigen Medien und Mitteln erfolgreich sein kann, gibt es von BAMD einen SoliSampler für das besetzte Haus in Magdeburg. Es gibt zwar schon einen Sampler, doch ist dieser nicht im Internet verfügbar. Unseren kann man ohne Bedenken legal downloaden, Cover ist ebenfalls mit dabei. Hier der Downloadlink:
http://www.megaupload.com/?d=HDKSKA2T
Quelle: Basisdemokratische Aktion Magdeburg
Wir danken euch für eure Unterstützung!
Fotos
Wir haben einige der bereits (bspw. auf Indymedia) veröffentlichten Fotos gesammelt und auf diese Seite gestellt. Ihr findet das Foto-Archiv hier bzw. über die Navigationsleiste am Kopf der Seite.
Video zur Besetzung
Hier ein kleines Video zum Geschehen.
Montag offenes Plenum und Pressekonferenz
Morgen soll, wie bereits angekündigt, um 16 Uhr ein offenes Plenum sowie um 17:30 Uhr eine Pressekonferenz vor dem besetzten Gelände stattfinden. Dort sollen Motivation, Ziele und Pläne des Projektes kommuniziert und konkretisiert werden. Wir laden euch alle herzlich ein, zu kommen.
Infonummern:
01577-90 33 815
01577-90 33 813
Adresse:
Libertäres Zentrum Magdeburg
in der Freien Straße (unweit des Bahnhofs Buckau)
39122 Magdeburg
Update
Das Straszenfest klingt langsam aus und die Villa ist weiterhin besetzt. Die Cops versuchten einmal, ins Gebäude zu kommen, scheiterten jedoch. Seitdem halten sie sich sehr zurück. Morgen ist ab 15 Uhr eine Kundgebung angemeldet: es wird eine Infoveranstaltung der Wir bleiben alle! Kampagne und ein Konzert mit ner Band dem Geigerzähler aus Berlin geben.
Falls morgen früh geräumt wird, sind Aktionen in der Stadt geplant. Infos gibt’s weiterhin über die Infonummern 01577 9033813 und 01577 9033815.
Vielen Dank an die UnterstützerInnen aus Magdeburg und anderswo!
Hausbesetzung in Magdeburg
Im Rahmen der Kampagne „Für ein Libertäres Zentrum in Magdeburg“ wurde vor wenigen Stunden ein Haus in der Nähe des Buckauer Bahnhofs besetzt. Bisher sind ca. 50 Leute vor Ort und noch keine Bullen.
Die Villa neben der ehemaligen SKET-Poliklinik befindet sich in der Freien Straße und steht seit 15 Jahren leer. Wir wollen das Gebäude vor dem weiteren Verfall retten und dort ein Libertäres Zentrum aufbauen; in den letzten Tagen wurden dazu schon erste Arbeiten durchgeführt. Vor dem Haus findet bis zum Abend hin eine Kundgebung mit Musik und veganem Essen statt.
Wir wollen den Leerstand kreativ nutzen und einen Freiraum für viele unkommerzielle kulturelle und politische Projekte schaffen. Zudem soll das Libertäre Zentrum Schutz vor rassistischen und anderen Übergriffen bieten. Wir organisieren uns und werden uns aktiv gegen die NPD und ihren Wahlkampf engagieren.
Ab heute findet jeden Tag ein offenes Hausplenum um 19 Uhr statt. Sonntag gibt es um 15 Uhr ein Konzert mit Liedermachern.
Zu Montag, 16 Uhr laden wir alle FreundInnen, UnterstützerInnen und Interessierte ein, sich mit uns über die Perspektive unseres Projekthauses zu unterhalten. Anschließend gibt es um 17:30 Uhr ein offenes Pressetreffen vor dem Haus.
Kommt nach Magdeburg, besucht und unterstützt uns!
WIR BLEIBEN ALLE
Infonummern:
01577-90 33 815
01577-90 33 813
Adresse:
Libertäres Zentrum Magdeburg
in der Freien Straße (unweit des Bahnhofs Buckau)
39122 Magdeburg
Neue Freiraumkampagne in Magdeburg
Seit einigen Wochen gibt es in Magdeburg eine neue Freiraumkampagne. Das Ziel ist die Schaffung eines Libertären Zentrums. Hier ein paar Zeilen über die Situation in der Landeshauptstadt und die Notwendigkeit eines neuen Freiraums.
Eine graue Stadt
Magdeburgs Innenstadt ist geprägt durch Neubauten, vorwiegend Kaufhäuser und Bürogebäude. Die Wohnungssituation ist ambivalent: Einerseits gibt es einen enormen Leerstand, der vor allem auf die starke Abwanderung zurück zu führen ist. Seit 1989 ist die Einwohnerzahl der Stadt um 70.000 Personen auf 229.000 gesunken. So stehen hunderte Mehrfamilienhäuser und ganze Industrielandschaften leer. Andererseits wird bezahlbarer Wohnraum außerhalb der Plattenbauviertel zunehmend rar: einkommensschwache Menschen werden aus den zentralen Stadtteilen verdrängt und gezwungen, in den Plattenbausiedlungen am Rande der Stadt zu leben.
Ab und zu gibt es kulturelle Veranstaltungen oder Partys, welche leer stehende Gebäude für eine kurze Zeit beleben. Die Veranstalter sind entweder kommerziell motiviert (und demnach zahlungskräftig) oder stark etablierte Kultureinrichtungen wie das Theater. Für kleine, unkommerzielle Gruppen oder Projekte gibt es kaum Möglichkeiten, den Leerstand kreativ zu nutzen. Auch ein Wächterhaus-Projekt, welches in Halle und Leipzig Leerstand unkommerziell nutzbar macht, gibt es in Magdeburg bisher nicht.
Wie in anderen Städten in den neuen Bundesländern gibt es auch hier extreme Probleme mit Nazis. Seit 1990 sind in Magdeburg mindestens drei Menschen durch Nazis ermordet wurden – das letzte Opfer war Rick L. im September 2008. Organisierte Nazis aus der ehemaligen Kameradschaft Festungsstadt Magdeburg gründeten 2006 eine JN-Stützpunkt in Magdeburg. Spätestens seit diesem Zeitpunkt arbeiten die sogenannten ‘Freien Nationalisten’ vor Ort eng mit der NPD zusammen. Zu den Stadtratswahlen am 7.Juni 2009 treten bekannte Kameradschaftsnazis an, zum Beispiel Sascha Braumann. Der langjährige Blood & Honour Aktivist sprach noch 2007 als ‘Verteter der freien Kräfte’ auf dem Sommerfest der NPD in Sangerhausen. Um zur Wahl antreten zu können, benötigte die NPD 100 Unterstützerunterschriften pro Wahlbezirk. Insgesamt sammelten die Nazis über 1000 solcher Unterschriften; dies lässt befürchten, dass ab Juni mehrere Nazis im Magdeburger Stadtrat sitzen werden.
Gegen die Naziaktivitäten gibt es zum Teil erfolgreichen Widerstand. So mussten die Unterschriftensammler der NPD mehrmals vor antifaschistischem Protest flüchten und es bildete sich das Aktionsbündnis Keine Stimme für Nazis.
Szene putzen!
Es gibt nur wenige selbstorganisierte linke Projekte in Magdeburg, so zum Beispiel den Umsonstladen und den Infoladen. Außerdem arbeiten etwa ein Dutzend linke und linksradikale Gruppen zu verschiedenen Themen. Seit November 2008 gibt es u.a das Infoportal TermineMD.de, welches die Vernetzung der linksradikalen Gruppen verbessern soll und einen Überblick über politische Veranstaltungen und Aktionen bietet.
Das letzte besetzte Haus wurde im September 2002 geräumt. Der Versuch, in der ‘Ulrike’ einen sozialen, politischen und kulturellen Freiraum zu errichten, wurde im Rahmen des Magdeburger §129a-Verfahrens zerschlagen. Seit dem gibt es kein selbstverwaltetes linkes Wohn- und Projekthaus mehr in Magdeburg. Dies soll sich bald ändern: die Freiraumkampagne zielt auf die Schaffung eines Libertären Zentrums in Magdeburg. Darunter verstehen wir einen Ort, in dem wir freiheitlich und selbstbestimmt leben können. Wir brauchen Platz für unkommerzielle Kunst und Musik, Selbsthilfe-Werkstätten, einen Umsonstladen, ein Café und vieles mehr. Zudem soll das Libertäre Zentrum ein Schutzraum vor rassistischen und anderen menschenverachtenden Übergriffen sein und einen Anlaufpunkt für Betroffene bieten. Wir wollen einen Ort der Selbstorganisation schaffen, in dem sich Menschen nach ihren Bedürfnissen und ihren Wünschen zusammenfinden und gemeinsam Alternativen zur kapitalistischen Gesellschaft entwickeln.
In den kommenden Wochen werden wir mit vielfältigen Aktionen versuchen, dem Ziel unserer Kampagne näher zu kommen. Auf unserer Seite findet ihr die neuesten Informationen.
Wir hoffen auf breite Unterstützung in unserem Kampf für ein Libertäres Zentrum…
WIR BLEIBEN ALLE
squatmagdeburg.blogsport.de
Oft dienen diese Häuser als letzte Zuflucht in einem ansonsten schon völlig maroden sozialen Netz in den Großstädten und als Auffangbecken für all die Menschen, die ansonsten nicht in unsere normierte Gesellschaft passen (wollen).
–Silvia Hable in Augen zu gilt nicht
Für ein Libertäres Zentrum in Magdeburg
UnterstützerInnenschreiben:
Wir sind Menschen aus unterschiedlichen Spektren der Gesellschaft mit dem Ziel, in Magdeburg ein libertäres Zentrum zu schaffen. Darunter verstehen wir einen Ort, in dem wir freiheitlich und selbstbestimmt leben können. Wir brauchen Platz für unkommerzielle Kunst und Musik, Selbsthilfe-Werkstätten, einen Umsonstladen, Café und Vokü, politische Bildung unabhängig von Parteien, unterschiedliche Formen des Zusammenlebens und vieles mehr.
Zudem soll das Libertäre Zentrum Menschen Schutz vor rassistischen, homophoben, antisemitischen, sexistischen und faschistischen Übergriffen bieten.
Um unsere Idee zu verwirklichen wollen wir ein leerstehendes Haus nutzen. Wir wollen einen Ort der Selbstorganisation schaffen, in dem sich Menschen nach ihren Bedürfnissen und ihren Wünschen zusammenfinden und gemeinsam Alternativen zur kapitalistischen Gesellschaft entwickeln.
Wir sind der Überzeugung, dass Magdeburg einen solchen Ort dringend benötigt. Es gibt hier fast ausschließlich kommerzielle Kulturangebote und einen enormen Leerstand, während bezahlbarer Wohnraum außerhalb der Plattenbauviertel zunehmend rar wird. Übergriffe von organisierten Nazis häufen sich und die NPD tritt selbstbewusst zur Stadtratswahl an.
Andererseits gibt es nur wenige selbstorganisierte Freiräume, um diesen Zuständen entgegen zu wirken.
Wir bitten Euch um vielfältige Unterstützung bei unserem Kampf für ein Libertäres Zentrum Magdeburg.